Kaum jemand hat sich in Wiesbaden so deutlich zum Thema Stadtplanung geäußert wie Michael von Poser (mit seinem „Plätze dürfen nicht zugebaut werden“ verhinderte er mit einer Bürgerbefragung eine Bebauung auf dem zentralen Dern´schen Gelände, auf dem heute mit großer Lust das Weinfest und andere Feste gefeiert werden und zwei Mal in der Woche der Wochenmarkt stattfindet; so viel auch zum Thema „Platz der deutschen Einheit“ an der Schwalbacher Straße, der kein Platz mehr ist, sondern durch eine Blockbebauung, die in der Innenstadt ihresgleichen an Wucht und Höhe sucht, auf Jahrzehnte hinaus zugestellt ist) und er hat schöne Bücher, elegante Bücher (ich spreche vom Stil) dazu geschrieben. Schade, dass er kürzlich verstorben ist; er war einer meiner regelmäßigen Mitsitzer im Lesesaal der Landesbibliothek in der Rheinstraße. Hier ein Auszug aus seinem sehr liebenswürdigen und amüsanten Buch „Menschen und Orte in Wiesbaden“:
„Dem Viertel, in dem ich wohne [Michael von Poser lebte im Westend, C.G.], bin ich auch wegen des Reichtums an Läden treu geblieben. In den Mietshäusern des 19. Jahrhunderts waren schon bei der Erbauung Geschäftsräume mit eigenem Eingang eingelassen, in welche sich dann die Lebensmittelhändler, Bäcker, Metzger einnisten konnten, oft wie in kleine Höhlen. Das Angewiesensein auf Läden ist ein schönes Beispiel dafür, dass man andere braucht, dass das tägliche Leben ein Geben und Nehmen ist. Dabei kann es natürlich vorkommen, dass die Ware, die man benötigt, nicht angeboten wird, oder dass man etwas anbietet, was niemandem fehlt. Ich sitze oben in meiner Dachwohnung und schreibe Bücher, die vielleicht keiner will: mein Pech. Unten eröffnet jemand ein Fachgeschäft für Schmuck und Accessoires und setzt nicht genug ab: sein Pech. Das Wirtschaftsleben hat seine traurigen Seiten.“
Michael von Poser: Menschen und Orte in Wiesbaden, Thorsten Reiß Verlag 2014