auf der Zugfahrt von Budapest nach Prag, sie hatten nur Plätze im Korridor bekommen und Kafka versuchte, zu schlafen. „Gross erzählte mir etwas fast die ganze Nacht, wenigstens schien es mir so, denn ich verstand eigentlich nicht das Geringste. Er erläuterte seine Lehre an einer Bibelstelle, die ich nicht kannte, aber aus Feigheit und Müdigkeit sagte ich nichts. Unaufhörlich zerlegte er diese Stelle, unaufhörlich brachte er neues Material, unaufhörlich verlangte er meine Zustimmung. Ich nickte mechanisch, während er mir fast vor den Augen verging. Übrigens glaube ich, dass ich es auch bei wachem Verstande nicht begriffe hätte, mein Denken ist kalt und langsam. So verging die Nacht.“
(An Milena Pollak, 25. Juni 1920, in der 2013 erschienenen >>>Kritischen Ausgabe bei Fischer)