Ort: Castel Gandolfo in den Albaner Bergen, Provinz Rom.
In der Papstresidenz.
Zeit: Früher Abend, milde Temperaturen, heitere Gesamtstimmung.
Personen: Papst Emeritus Benedetto XVI., Erzbischof Gänswein, Monsignore Leiermann,
Erzbischof „Ralph de Bricassart“ Gänswein (eilt mit Akten unter dem Arm in die Inneren Gemächer des Papst emeritus Benedikt xVI. in Castello Gandolfo): Eure Heiligkeit! Sind Sie da? Eure Heiligkeit! Eure Heiligkeit! (dreht sich um die eigene Achse)
Monsignore Leiermann (klein, dick) (poliert Gläser): Nicht so stürmisch, junger Mann! Er ist nicht da.
Erzbischof Gänswein (bremst) (schaut sich um): Wie, er ist nicht da! Wo ist er? Er muss Unterschriften leisten! (pocht auf seine Unterlagen)
Monsignore Leiermann (kichert) (poliert weiter Gläser) (spricht anstatt Seiner Heiligkeit): Unterschriften leisten! Wie prosaisch!
Erzbischof Gänswein: (rollt mit den Augen)
Monsignore Leiermann (kichert weiter): Sie sollten auf lange Sicht „im Auftrag“ unterschreiben. Benedetto ist in Rente! Und ich kenne keinen Papst, der das so durchzieht wie er! (freut sich kindlich über seinen kleinen Kalauer)
Erzbischof Gänswein (keinen Sinn für Kalauer, ungeduldig): WO ist er?
Monsignore Leiermann (genießerisch): Er sitzt in der BAR und schaut mit Bürgermeisterin Milvia Monachesi und den anderen Mitgliedern des Rotgrünen Stadtrats Fußball. Das ist jetzt SEINE Art von Volksnähe. Er ist gestern Mitglied von Lazio Rom geworden. Er kultiviert das einfache Leben auf seine Art. „Bergoglio kann sich schon mal warm anziehen!“ Mit diesen Worten verließ er das Appartement. Er hatte einen Wutanfall bekommen, nachdem Franziskus im Radio gesagt hatte, seine Lieblingsdichter seien Borges, Hölderlin und Dostojewskij. Er rief „Ach, wisst ihr was? Es reicht! Ich geh jetzt Fußball!“
Erzbischof Gänswein (Hand an der Stirn): Wir hatten besprochen, dass diese Bar TABU ist!
Monsignore Leiermann: Nein, leider … Das haben nur SIE besprochen, Erzbischof Gänswein! Seine Heiligkeit glaubt, dass er, wenn er seine Ray-Ban-Sonnenbrille, seine Baseballkappe und seine grünen Lackschuhe anhat, nicht erkannt wird.
Erzbischof Gänswein (stöhnt auf): Wo um Gottes Willen hat er grüne Lackschuhe her?
Monsignore Leiermann: Von seiner Heiligkeits Schuhmacher aus Rom! Er hat angerufen, Papst Franziskus` Franziskushaftigkeit drohe, ihm die Existenz zu zerstören. Er laufe mit seinen alten schwarzen Gummitretern durch Rom und mache keine Anstalten, sein Schuhwerk zu erneuern. Daraufhin war unser lieber Benedikt so barmherzig, grüne, gelbe und rote Lackschuhe bei ihm zu bestellen. Die grünen führt er nun erstmals in der Bar aus, und es sei sein Tribut an Bergoglio, dass er – O-Ton! – die roten einstweilen nicht trägt.
Erzbischof Gänswein: (Hand an der Stirn)
Monsignore Leiermann: Obwohl, wenn Papst Franziskus weiter auf seinen schwarzen Gummitretern besteht, könnte Papst emeritus Benedetto ja die roten Lederschuhe weiter tragen. Die rote Hermelinstola will er auch wiederhaben, es ginge nicht an, dass sie unbenutzt in der Kammer der Tränen verstaube.
Erzbischof Gänswein: Einfaches Leben, ha? So richtig zu Ende gedacht hat er das aber noch nicht! Aber was sag ich! Das hatte er die ganze Zeit nicht … (tritt gereizt auf den Balkon) Ich wünschte, ich könnte jetzt einfach quer über den Platz brüllen, dass er heimkommen soll!
Monsignore Leiermann (lacht auf): Aber Sie kennen doch Benedetto. Er hört nur, was er hören will. Und mit der Zeit … (orakelt) … wird er immer weniger hören. Fakt ist, dass wir zwei schrullige Päpste der Neuzeit in Aktion haben. In ein paar Jahren, wenn Bergoglio sich verschlissen hat, werden es DREI sein. Und Benedetto wird sich während seiner Spaziergänge Franziskus´ kaum erwehren können. Dann wird er doch zurück nach Marktl gehen.
Lautes Johlen und Klatschen unten aus der Bar
Erzbischof Gänswein: Was gucken die?
Monsignore Leiermann: Lazio Rom gegen Udinese. Seine Heiligkeit ZELEBRIERT seine Lazio Rom-Sympathien.
Erzbischof Gänswein: (stöhnt auf): Wie krieg ich den jetzt hier hoch?
Monsignore Leiermann (weise): Ehrliche Antwort? Gar nicht. Lassen Sie ihn machen.
Erzbischof Gänswein (pointiert heraus): „Lassen Sie ihn machen“ ist jetzt nicht SOOO neu…!
Seine Heiligkeit (brüllt in der Bar): Tor!!! Toooor!!!!! Tooooooooooooor!!!!!
Erzbischof Gänswein (stützt sich schwer auf die Balustrade): In der Bar von Castel Gandolfo, der Papstresidenz, brüllt einer auf deutsch Tor!!! Toooor!!!!! Tooooooooooooor!!!!! Finde den Fehler!
Monsignore Leiermann (bricht in schallendes Gelächter aus)
Beide (sehen machtlos zu, wie aus den umliegenden Pensionen die Fotografen heraus in Richtung Bar stürmen)
Schließlich:
Monsignore Leiermann (gerecht): Er wollte sich wirklich zurücknehmen. Es war seine feste Absicht. Gar nicht mehr in Erscheinung treten.
Erzbischof Gänswein (stöhnt): Ja. Bis die Nummer mit den schwarzen Gummitretern kam.
Monsignore Leiermann: Und die mit den literarischen Vorlieben.
Erzbischof Gänswein (wirft die Arme hoch): Dostojewskij! Musste das sein?!
Seine Heiligkeit (tritt spritzig mit den Fotografen vor die Tür der Bar, Ray-Ban-Sonnenbrille im silbernen Haar) (parliert dreisprachig, lacht) (entdeckt Erzbischof Gänswein auf dem Balkon) (winkt) (ruft): Udinese hat gewonnen! Der Kleine gegen den Großen! (lacht)
Erzbischof Gänswein: Ich kündige. (beobachtet Seine Frohsinnige Heiligkeit) Die Fotos in der Zeitung morgen will ich gar nicht sehen. Ich fahre in die Berge. Ich werde wandern gehen, und zwar ohne Seine Heiligkeit. Jawohl! (tatkräftig, dreht sich um, stapft ins Zimmer) Ich kann auch komisch werden! (lacht künstlich)
Super, Chrissy. Monsignore Leiermann – ist das erfunden oder gibt’s das wirklich? Was jetzt noch fehlt, ist, dass Gänsle auf den Balkon geht und runterschreit: „Benne! Heimkommen, Abendessen ist fertig.“
* kichert
Ja, Leiermann habe ich erfunden … :)
Su Per! Passt gut.
Gut gemacht. Wir haben hier eine Mutter, die täglich, mehrmals ihren Christiaaaaan ruft. Die könnte ich gerne zur Verfügung stellen zum „Bennie essen kommen“ rufen. Na sie würde es auf Spanisch machen, was wohl eher der Papst Franz verstünde.
Ah, there you are! :) Ja, poor Gänswein … er hat sich einen schwierigen Herrn ausgesucht … aber die anderen auch … Bettler und Obdachlose IN der Vatikanstadt …