Mein Sommer ist – wie für alle Wiesbadener – diesmal ein durchwachsener. Aber auch ein langer. Ein schöner. Mit meteorologischen Überraschungen, wie wir sie so bisher noch nicht kannten. Insbesondere der Kranzplatz stand unter Wasser, die Saalgasse, die Nerostraße und die Taunusstraße. Der Rambach machte den Kurpark zu einem See. Und das Kurhaus hat sich bis heute nicht davon erholt. Ich nahm mir ein Glas Wein, rauchte eine Zigarette und betrachtete mir das Schauspiel.
Weil es ist ja schon auch schön, wenn die Natur ausrastet.
Also, ja: Wir haben einen nassen Sommer. Der mich allerdings bis vor ein paar Tagen überhaupt nicht störte – bis es kalt wurde. Ich mag das Tropische. Und mein Garten auch … selten so einen Wimbledonrasen gehabt wie dieses Jahr. Letztes Jahr im August war alles hoffnungslos verbrannt. Meine Äpfel sollte man gar nicht zeigen, so riesig sind sie, sodass man denken könnte, ich hätte sie aufgepritzt. Der Wein hängt satt, >>>die Tomaten sind reif, und zum ersten Mal wird der Blaubeerstrauch … äh, blau. Ernte: bald. Gibt ja nix besseres als Joghurt mit Blaubeeren zum Frühstück. Oder Weintrauben. Oder Himbeeren, Brombeeren und Johannisbeeren. Das habe ich alles in meinem Guerillagarten angepflanzt.
Und wenn wir von Guerillagarten sprechen: Die Gärten nebenan stehen rechts und links leer. Alle zwei Monate ist mal einer drin und schlägt einen Weg mit der Machete frei. Innenstadtlagigst. Die Leute jammern oft über zu wenig Grün in der Stadt. Mein Tipp? Guckt mal vor die Haustür. Ich wette, die Hälfte von euch könnte eine Freifläche direkt besetzen. Ich sehe überall in meiner Straße und in den Straßen rundum Höfe, große Einfahrten, brachliegende Gärten, zugeramschte Balkone. Also erzählt mir nix über zu wenig Grün in der Stadt.
Natürlich kann sich Wiesbaden, die Schöne, nicht beschweren über zu wenig Grün. Das haben wir den Stadtplanern von früher zu verdanken. Wir haben die Reisinger Anlagen, die Düreranlagen, die Fasanerie, die Platte, das Nerotal, das Dambachtal, den Kurpark und das Aukammtal. Das sind unsere Wiesbadener Taunustäler. Man könnte sie meiner Ansicht nach ein bisschen besser beschildern, damit der Wanderer sich auch ohne Karte und GPS darin gut zurechtfindet. Oder die Symbole auswendig lernen muss. Ein einfacher Hinweis wie „Platte“, „Eiserne Hand“, „Hohe Wurzel“, „Wehen“, „Engenhahn“ „Niedernhausen“, „Idstein“ reicht ja. Der Hinweis, dass der Weg, wenn man möchte, irgendwann am Atlantik endet, ist eher was für die Wanderfreaks. Ich für meinen Teil hätte lieber ein Schildchen mit Kilometerangabe zum nächsten Freiluftlokal.
Wiesbaden im Sommer: also herrlich. Eine kleine Ode habe ich schon >>>geschrieben. Okay, an einem innerstädtischen Badesee müssen wir noch arbeiten. Aber wir haben den Rhein. Längs des Rheins könnte man noch – wie den Uni-Turm in Frankfurt, in dem ich studiert habe – einige Gebäude in die Luft sprengen, denen keiner eine Träne nachweinen würde, und dann würde auch unser Wiesbadener Tor zum Rheingau ein bisschen schöner aussehen.
Work in progress also. Tut mir einen Gefallen, sucht euch alle einen Garten, einen Hof oder einen gescheiten Balkon. Dann haben wir es unter dem Strich alle schöner.
Oh, und nicht vergessen: Dies war ein Beitrag zur Blogparade #mein_Sommer vom >>>Netzwerk Ariadne in Wiesbaden.
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