Mein Bachmannwettlesenfavorit 2013 ist Heinz Helle, der mich an Joseph Heller und sein „Was geschah mit Slocum?“ erinnert.
„Meine Frau ist unglücklich. Sie gehört zu jenen Ehefrauen, die sich entsetzlich langweilen und allein fühlen, und ich weiß nicht, wie dem abhelfen. (Es sei denn, ich lasse mich scheiden und mache sie damit noch unglücklicher. Unlängst war ich mit einer verheirateten Frau zusammen, die mir erzählte, dass sie sich gelegentlich so einsam fühle, dass sie zu Eis erstarrt und buchstäblich fürchte, innerlich zu erfrieren, und ich meine zu verstehen, was sie sagen wollte.)“
Joseph Heller: Was geschah mit Slocum
Zu dem schönen, dichten Text von Heinz Helle geht es auf der >>>Bachmannseite des ORF
ich finde es schön, Frau Geldmacher (und rätselhaft), dass Sie mich regelmäßig an die literarischen Helden meiner Vergangenheit (?) erinnern. Schwups, schon wieder einer.
Der Bachmannpreis-Text ist aber nach kurzem Reinlesen nichts für mich. Kürzlich für 2 Euro ein Buch von 1963 gekauft: 19 deutsche Erzählungen aus der Reihe „Bücher der Neunzehn“. In den 60er Jahren haben sich Verlage wie Fischer, Rowohlt, Suhrkamp etc. zu dieser Reihe zusammengefunden und Band 100 präsentiert damals aktuelle (teils nur für das Buch geschriebene) Erzählungen von Aichinger, Augustin, Walser, Bernhard und Co. Ich bin neugierig herangegangen wie an Kalbsleber: Vorbehalte überwinden,neue Genüsse entdecken. Entgegen dieser Erwartung wurden die Vorbehalte jedoch bislang bestätigt. Achso ergründende, doppelbödig-literarische, sinnig zu dechiffrierende Texte fürs Schulbuch. Der Text des jungen Mannes mit dem Philosophiestudium scheint mir in dieser Tradition zu stehen. Warum soll ich die Realität gegen alle Gesetze der Physik strapazieren, wenn ich das Phantastische haben kann?
„Was geschah mit Slocum“ ist großartig. Da wühlt sich einer durch die eigenen Abgründe – ein Vergleich mit Martin Walser wäre vermutlich interessant. Gibts wahrscheinlich.